SFB 295 - Symposium 2004: Kontaktkultur
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Thema

3. Symposium des Sonderforschungsbereiches 295 -
„Kulturelle und sprachliche Kontakte.
Prozesse des Wandels in historischen Spannungsfeldern
Nordostafrikas/Westasiens"

"Kontaktkultur"

21. bis 24. Oktober 2004
Johannes Gutenberg-Universität Mainz


Thema des diesjährigen SFB-Symposiums ist das Konzept der Kontaktkultur, mit dem die durch Kontakt beeinflussten kommunikativen Prozesse der sozialen Wirklichkeitskonstruktion und deren Objektivationen bezeichnet werden. Somit können unter diesem Begriff sowohl kulturell fest umrissene Formen eingespielten Kontakts als auch generalisierte, auf die eine oder andere Weise aus dem Kontakt hervorgegangene Kulturen gefasst werden. Eine Kultivierung des Kontakts zwischen Gesellschaften beginnt erst dann, wenn transkulturelle Begegnungen aus politischen, wirtschaftlichen oder anderen Interessen heraus verstetigt und Netzwerke etabliert worden sind (siehe Schaubild). Ein wichtiger Bestandteil der Netzwerke sind Spezialisten (z.B. Händler, Boten, Übersetzer, rituelle Spezialisten, Bewohner von Grenzgebieten, Diasporen, etc.), die den Kontakt herbeiführen und zu dessen Konventionalisierung und letztlich Kultivierung beitragen. Aus diesem Anfangsstadium (a) können zwei Folgestadien entstehen: Zum einen kann sich die Kontaktkultur als Phase (b) in eingespielter Form auf eine separate kulturelle Sphäre an den Schnittpunkten der jeweiligen Ursprungskulturen beschränken. Kontaktinduzierter Wandel findet hier nur in einem begrenzten, fest umrissenen Bereich der Kultur statt. Zum anderen können sich die am Kontakt beteiligten Kulturen in einer Phase (c) als Ganze so weit vermischen, dass eine neue, synkretistische Kultur entsteht.

Schaubild: Entstehung einer Kontaktkultur [in Kürze]

Im Mittelpunkt des Symposiums steht die Beschreibung und Interpretation von Formen und Modalitäten der Kultivierung des Kontakts in Phase (a). Die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Kontaktkultur ist durch verschiedene Ausgangsbedingungen und Motivationen gekennzeichnet. Sie kann aus dynamischen, flexiblen, adaptiven und dem Wandel gegenüber aufgeschlossenen (extravertierten, vitalen), aber auch aus statischen, beharrenden und Wandel abwehrenden (introvertierten) Kulturen hervorgehen. Die Beziehung zwischen den Kontaktträgern (zunächst einzelne Spezialisten, später größere Gruppen) kann je nach Kontakttyp symmetrisch oder asymmetrisch, eng oder lose, stark oder schwach und von kurzer oder langer Dauer sein und sich in unterschiedlichen Kontaktmedien (Objektivationen) äußern. Somit können zum einen soziale Prozesse (z.B. alltägliche Interaktionen, Debatten, Konflikte, Tausch, Alltags- und Konfliktlösungsrituale), zum anderen emergente Wirklichkeitskonstruktionen und deutungen (z.B. religiöse Vorstellungen, Ideologien, Eigen- und Fremdbilder) und drittens kulturelle Objektivationen (z.B. Alltagsgegenstände, schriftliche und mündliche Texte, Bauten und Artefakte zur Darstellung religiöser und politischer Vorstellungen, festgeschriebene Rituale) im Zentrum der Vorträge und Diskussionen stehen. Sprache steht in einer Wechselwirkung mit allen drei Domänen. Allgemein sind die folgenden Fragestellungen von besonderer Relevanz: Was sind die spezifischen Ausgangsbedingungen und motivationen für die Entstehung einer Kontaktkultur? Wann und wie vollzieht sich der Übergang von Phase (a) zu den Phasen (b) oder (c)? Wie manifestiert sich die Kontaktkultur in sprachlichen Strukturen? Aufgrund der Datenlage in den einzelnen Fächern ist nicht immer eine direkte Beobachtung von Phase (a) möglich. Daher sind auch Mechanismen von Interesse, mit denen aus den späteren Phasen (b) und (c) Rückschlüsse auf (a) gezogen werden können.
Das generelle Ziel des Symposiums ist die Erarbeitung von interdisziplinär nutzbaren Interpretationstermini und schemata, die es erlauben, die verschiedenen Dimensionen der Kontaktkultur (Prozesse, Wirklichkeitskonstruktionen, Objektivationen) in einen kausalen Zusammenhang zu stellen und dadurch letztlich eine zusammenhängende Theorie der Rolle des Kontakts in der Kultur zu entwickeln.
 
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