Ägypten und die Levante im späten 2. und frühen 1. Jt. v. Chr.: Ikonographie
Der Forschungsschwerpunkt des Teilprojektes lag in der Antragsphase
2003-2005 im Bereich der Ikonographie der ägyptisierenden phönikischen
Elfenbeinarbeiten des 1. Jt. v. Chr. Es war angestrebt, deren durch
Kontakt zustande gekommene Motivik zu untersuchen. Die nahezu
detailgetreue Darstellung ägyptischer Motive hatte immer wieder zu
Versuchen geführt, diesen ägyptische Sinngehalte zu unterstellen. Die
Orientierung der phönikischen Ikonographie an Ägypten war dabei nicht
nur als Anzeichen für einen Mangel an eigener schöpferischer Kraft
(„sinnentleerter Eklektizismus“), sondern sogar als rein kommerzielle
Verkaufsstrategie betrachtet worden, ohne Phönikien eine eigene
künstlerische Entwicklung zuzugestehen. Diese Ansichten sollten anhand
der phönikischen Elfenbeinarbeiten überprüft und im Lichte des
ägyptisch-levantinischen Kulturkontaktes vom 12.-6. Jh. v. Chr.
betrachtet werden. In der laufenden Arbeit konnten diese Ansichten zum
Teil nicht nur widerlegt werden, sondern es wurden auch phönikische
Einflussnahmen auf Ägypten konstatiert.
Im Verlauf der bisher untersuchten Motive hat sich herausgestellt, dass
neben den Elfenbeinen auch den bisher nur am Rande berücksichtigten
weiteren phönikischen Denkmälergattungen eine größere Aufmerksamkeit
zukommen muss. Zu diesen zählen vor allem die phönikischen
Metallschalen und Skarabäen. Sie sollen wie die Elfenbeine
motivgeschichtlich aufgenommen, verglichen und den Elfenbeinarbeiten
gegenübergestellt werden. Einzelmotive, wie z.B. das Erschlagen der
Feinde, Niedertrampeln der Feinde, Bes und andere Göttermotive, sollen
über das Rezeptionsverhalten Aufschluss geben und die gegenseitige
Einflussnahme im Verhältnis zwischen Ägypten und dem
levantinisch-phönikischen Kulturraum im 1. Jt. v. Chr. illustrieren.
In der Zusammenschau von Motiven und ihrer Verwendung auf den
unterschiedlichen Objektgattungen spiegelt sich die Rezeption fremder
künstlerischer Elemente in Phönikien wieder und erlaubt so Rückschlüsse
auf die ägyptisch-phönikische Kontaktdynamik, die keine „Einbahnstraße“
war, wie bislang zumeist angenommen wird.
Ein erweiterter diachroner Vergleich von der Spätbronze- zur
Früheisenzeit, der formativen Epoche Phönikiens, erlaubt schließlich
eine genauere Beschreibung und Auswertung der Dynamik in den
ägyptisch-levantinischen Beziehungen und bietet ein weiteres Beispiel
für das Phänomen des durch Kulturkontakt bedingten Wandels.
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