B.3 Leptis Magna - Südsyrien |
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Leptis Magna und Südsyrien in der Spätantike - Kultivierung von Kontakten und Krisenbewältigung
Aufbauend auf den Ergebnissen der vorausgegangenen Förderperiode,
verfolgten die Untersuchungen des Teilprojekts während des
Berichtszeitraums 2003-2005 das Ziel, sich den konkreten Auswirkungen
verstetigter historischer Kontaktsituationen im 2. Jh. n. Chr. und zu
Beginn des 3. Jh. n. Chr. deskriptiv anzunähern und materielle
Hinterlassenschaften als Indikatoren gewandelter Diskurse zu
analysieren. Unverändert bezogen sich die Forschungen auf eine Stadt in
Nordafrika (Leptis Magna, Arbeitsgruppe A) und eine ausgewählte Region
des Vorderen Orients (Südsyrien, Arbeitsgruppe B). In beiden Fällen
waren Spannungsfelder in den Blick zu nehmen, denen lokal oder regional
definierbare Kulturen durch anhaltende, über viele Generationen
währende Begegnungen mit der römischen „Reichskultur“ ausgesetzt waren.
Vor diesem allgemeinen, keineswegs nur für die untersuchten Gebiete
charakteristischen Hintergrund – einem weit vernetzten Kontaktkontinuum
mit letztlich globalisierenden Konsequenzen – heben sich einzelne
spezifische Kontakte ab. Diese standen nicht im Widerspruch zur
Dominanz der „Reichskultur“, waren aber mit jeweils eigenen
Bedeutungszuweisungen ausgestattet. Drei Kontaktformen lassen sich hier
nach ihren Ausrichtungen wie auch den ihnen zugrunde liegenden
Intentionen unterscheiden. Zum ersten existierte anscheinend eine
besondere Beziehung zwischen Leptis Magna und dem phönizischen Tyros.
Sie rekurrierte wechselseitig auf eine weit zurückliegende historische
Verbindung, instrumentalisierte diese im Sinne gezielter
Erinnerungskultur und aktualisierte sie im Kontext politischer
Rahmenbedingungen, die um 200 n. Chr. einen Verweis auf den alten
Zusammenhang als opportun erscheinen ließen. Zum zweiten bestanden
schon in antoninischer Zeit Beziehungen zwischen Nordafrika und
Vorderasien, die sich an konkreten personalen Konstellationen
festmachen lassen und die, jenseits ephemerer Anlässe zu Stiftungen,
ihre mentale Fundamentierung in analogen Vorstellungen vom Bild des
Herrschers besaßen. Zum dritten sind künstlerische Verbindungen zum
griechisch-kleinasiatischen Raum zu konstatieren, die auf verschiedenen
Konditionen basierten.
Geplante Untersuchungen für die Jahre 2006-2008: Die in zwei Arbeitsgruppen
durchzuführenden Untersuchungen werden sich wie in den vorausgegangen
Förderperioden auf eine nordafrikanische und eine vorderasiatische
Region beziehen. Verändert hat sich der historische Rahmen, indem
nunmehr die Spätantike in den Mittelpunkt rückt.
Für beide römischen Provinzen bildet eine über einen langen Zeitraum
etablierte, stabile Kontaktsituation den Ausgangspunkt. Sie verweist
mit ihren Artefakten auf Wirklichkeitskonstruktionen, in denen römisch
geprägte, häufig auch griechisch nuancierte Muster die entscheidende
Rolle spielen. Für die Zeit seit dem 3. Jahrhundert stellt sich jedoch
die Frage, inwieweit die kulturellen Kontakte beibehalten werden oder
neue hinzu kommen und welche Bedeutung sie insgesamt für die regional-
bzw. lokalgesellschaftlichen Wertsetzungen besitzen – angesichts einer
tief greifenden Krisensituation, in der Roms politische Präsenz und
seine Funktion als militärische Schutzmacht fortschreitend an Gewicht
verlieren.
Fortgesetzte kulturelle "Entgrenzung" bzw. Limitierung bilden die
thematischen Eckwerte des Untersuchungsfeldes, das in den Siedlungen
und deren Ausstattung seinen konkreten Gegenstand hat. Besonderer Aussagewert kommt Heiligtümern und Kirchen als Orten lokaler Tradition und als Räumen von gemeinschaftsbildender Funktion zu; sie dürfen als primäre
Indikatoren konstanter oder wechselnder Bedeutungszuweisungen sowie als
hochrangige Reflexe auf die Akzeptanz oder Abwehr kultureller Einflüsse
verstanden werden. Zu fragen ist dabei nach der Funktionalisierung
sakraler bzw. intentional sakralisierter Stätten im Kontext der
Strategien, die zur Krisenbewältigung entwickelt werden.

Erschienen 2008 |

Erschienen 2006 |

Erschienen März 2006
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Erschienen Oktober 2005
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Erschienen 2002
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Erschienen 2001
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